Henry Julian Olemoor

Henry Julian Olemoor

Rasse: Mensch, Geschlecht: männlich

Nickname: Hrrurran

Beschreibung

Wenn du dich vorsichtig und lautlos durch die Wälder und Sümpfe bewegst, kann es passieren, dass du auf Hrrurran triffst. Sei dir aber sicher: Bevor du ihn siehst, hat er dich schon lange wahrgenommen. Hält er dich nicht für eine Gefahr (oder Beute), kann es gut sein, dass der muskulöse, sonnengebräunte Mann von stattlichen 1,92 dich nicht zu bemerken vorgibt und ruhig seinen für Menschen oft nicht sofort nachvollziehbaren Beschäftigungen nachgeht. Sein Erscheinungsbild ist meist ungepflegt und erinnert etwas an ein wildes Tier. Er trägt nichts weiter als einen Lendenschurz aus ungegerbtem Leder, sein braunes Haar ist verfilzt und der Schatten eines dunklen Bartes ziert sein markantes Gesicht. Wenn er unbeobachtet ist, läuft der junge Mann oft auf allen Vieren und heult gelegentlich sogar den Mond an.
Hrrurran, wie er sich selbst in seiner knurrenden, für andere oft unverständlichen Weise nennt, ist, obwohl er sich vor Fremden eher versteckt, als auf sie zuzugehen, nicht wirklich ängstlich. Er mag es lediglich, zunächst die Leute zu beobachten, mit denen er es zu tun hat. Lässt er sich erst mal auf Kontakt ein, ist er selbstbewusst und meist freundlich. Fühlt er sich jedoch angegriffen -und wann das der Fall ist, ist nicht immer mit menschlichem Maß zu messen- wird er schnell aggressiv und springt einem unbedachten Wesen, das er für eine Gefahr hält, auch schon mal unvermutet an die Kehle. Er kämpft waffenlos, lediglich seine starken Arme und des öfteren auch sein Gebiss einsetzend.

Obwohl er sich die meiste Zeit wie ein wildes Tier verhält, besitzt er einen Seesack, in dem folgende Zivilisationsgüter untergebracht sind:

eine Spiegelscherbe
ein etwas schartiges Rasiermesser (das Hrrurran tatsächlich gelegentlich benutzt)
ein weißes Rüschenhemd
eine dunkelblaue Samthose
ein Gehrock aus dunkelblauem Samt
schwarze Spangenschuhe
einige blaue Samtbänder
ein silberner Kamm
ein paar Zündhölzer
ein Taschentuch, bestickt mit den Initialien H.J.O.
eine Wolfskralle

Geschichte

Es war irgendwann Anfang des 19. Jahrhunderts, als mitten in der Wildnis in England eine Frau in den Wehen lag. Es war tiefster Winter, Schnee lag bis zur Mitte der Fenster der kleinen Hütte und lediglich ein schmaler, notdürftig freigeschaufelter Pfad führte in das nächst Dorf. Schon lange wand sich die Frau in wilden Krämpfen, während ihre älteste Tocher ihr die Hand hielt. Ihr Mann war schon vor Stunden gegangen, einen Arzt aus dem Dorf zu holen.
Eine letzte, heftige Wehe schüttelte die Frau. Unerwartet plötzlich erblickte ein kleiner Junge das Licht der Welt. Seine älteste Schwester hob ihn sanft hoch und betrachtete ihn. Einen Moment lächelte sie, dann verfinsterte sich ihr Blick. "Mutter, er atmet nicht!" Sie gab ihm einen Klapps, schüttelte ihn...
Irgendwann gab sie die Hoffnung auf. "Mutter, er ist tot!" Tränen liefen ihr Gesicht herunter. Schon zu viele Geschwister hatte sie beerdigen müssen...
"Du weißt, was du tun musst", murmelte die Mutter schwach.
Das Mädchen nahm den anscheinend leblosen kleinen Körper, wickelte ihn in ein Tuch und verließ die Hütte.
Der eisige Wind bließ ihr entgegen und nahm ihr fast die Sicht. Sie ging einige Schritte um das Häuschen herum, das Bündel fest im Arm. Ihre Tränen gefroren beinahe auf ihrer Haut. Plötzlich sah sie etwas dunkles über den Schnee auf sie zu gerast kommen. Ihr Vater? Im dichten Schneetreiben konnte sie nur Schemen erkennen. Nein, ein Wolf! Ein großer, ausgemergelter Wolf sprang auf sie zu. Entsetzt ließ das Mädchen das Bündel fallen und erstarrte für einen Moment. Der Wolf funkelte es mit glimmenden gelben Augen an und blieb ebenfalls völlig ruhig. Dann packte er das Bündel vorsichtig mit den Zähnen und lief damit von dannen.
...
Was dann geschah? Entgegen allen Vermutungen war der Junge keineswegs tot, lediglich sehr schwach. Es war beinahe ein Wunder, dass er überlebte... Der Wolf, genauer gesagt die Wölfin, die ihn aufgesammelt hatte, hatte gerade ihre Jungen in einem furchtbaren Scheesturm verloren. Eigentlich hatte sie etwas zu fressen gesucht, aber das winzige Ding zwischen den Tücher erweckte mütterliche Instinkte bei ihr. Sie nahm es mit in ihre Höhle...
...
Vierzehn Jahre lang lebte Hrrurran unter Wölfen als einer der ihren. Anfangs war er der schwächste im Rudel, aber dank seiner Anpassungsfähigkeit und Intelligenz schaffte er es bald, in höhere Ränge aufzusteigen. Eigentlich hätte er ewig so weiterleben können, als Mitglied eines Rudels, im Einklang mit der Natur....
...
Doch irgendwann sollte ein tragischer Zwischenfall sein Leben restlos verändern: Er war gerade mit seinem Rudel auf der Jagd nach einem fetten Hirsch, als er seltsame Gestalten bemerkte, die sich ebenfalls dem Tier näherten. Damals wusst er noch nicht, dass es Menschen waren und er einer von ihnen. Im Moment sah er nur seine Beute in Gefahr und sprang, als neuer Leitwolf die Verantwortung für das Jagdglück tragend, einen der Fremdlinge an. Ein Knall, ein spitzer Schmerz...
...
Die Jäger hatten ihn angeschossen, doch als sie ihn als einen menschlichen Jungen erkannt hatten, nahmen sie ihn mit in ihre Stadt und veratzteten seine Wunde...
...
Kurzum, die Meschen versuchten, den wilden Jungen zu kultivieren, was ihnen allerdings nicht so richtig gelingen wollte. Sie gaben ihm den Namen Henry Julian, den er allerdings nur Hrrurran auszusprechen in der Lage war.
Seit er ungefähr neunzehn ist, lebt Hrrurran wieder allein im Wald, er floh vor den Zwängen der Zivilisation und ist froh, nun sein eigener Herr zu sein.